Auch im kommunalen Bereich steigt die Komplexität durch vernetzte Abhängigkeiten ständig. Die möglichst umfassende Modellierung der komplexen Interaktionen und des Zusammenspiels zwischen Menschen, Orten und Dingen mit Realdaten erschließt neue Möglichkeiten und schafft neue Effizienzen und verbesserten Stadt- und Infrastrukturbetrieb in öffentlichen und nicht-öffentlichen Bereichen. Durch die Integration von IoT-Daten, Legacy-Systemen und anderen Datenquellen erhalten die verantwortlichen Akteure einer Stadt Einblicke und verstehen Veränderungen, während sie passieren. Aufbauend auf den so entstehenden konsistenten und umfassenden Datenmodellen und Datenflüssen kann künstliche Intelligenz dann nach vorne blicken und kommunale Entscheider*innen mit Simulationen und Prognosen für eine zuverlässige und sich ständig verbessernde Daseinsvorsorge unterstützen.
Die Digital Twins-Plattform in der Cloud ermöglicht es, vernetzte Umgebungen wie Gebäude, Kraftwerk, Kläranlagen, Fabriken, Bauernhöfe, Energienetze, Straßenbahnen, Stadien, Straßen und somit ganze Städte zu modellieren, ihre digitalen Abbilder zu erstellen und diese Elemente dann in einer Echtzeitumgebung durch die Integration von IoT-Geräten – z.B. Sensoren für Umweltdaten, zur Verkehrszählung, Kameras, Smart Meter, Straßenlaternen, Ampeln – und vielen anderen Datenquellen zum Leben zu erwecken. Um Offenheit und Interoperabilität zu gewährleisten, nutzt Azure Digital Twins die offene Modellierungssprache Digital Twins Definition Language (DTDL), die Flexibilität, Benutzerfreundlichkeit und Integration zu vielen Cloud-Diensten bietet. Es ist eine Sprache zur Beschreibung von Modellen und Schnittstellen für digitale IoT-Zwillinge und steht auf Github zur Verfügung. Für den Raumbezug des digitalen Zwillings einer Stadt bietet Azure Maps zudem Zugriff auf Echtzeit-Verkehrsdaten, öffentliche Verkehrsmittel und Wetterdaten.
Wichtig sind eine möglichst einfache Erstellung und ständige Anpassbarkeit des digitalen Zwillings der Stadt und seiner Elemente, beispielsweise mit grafischen Design-Werkzeugen und Vorlagen. Ebenso von Bedeutung ist die größtmögliche Offenheit der Plattform für eine Vielzahl vorhandener und zukünftiger IoT-Geräte unterschiedlicher Hersteller und natürlich auch die Auswertung, Präsentation und Steuerung des digitalen kommunalen Zwillings mit zeitgemäßen Werkzeugen, von interaktiven Karten und Dashboards über Business Intelligence Tools bis zur virtuellen Realität.
Gerade mit Blick auf die anstehenden, dringenden Aufgaben im Klimaschutz, der Nachhaltigkeit und der öffentlichen Sicherheit werden digitale kommunale Zwillinge in Zukunft zu unverzichtbaren Helfern für reduzierten Energie- und Ressourcenverbrauch, für Luftqualität, zur Umweltüberwachung und für verbessertes Verkehrsmanagement werden.
Autor
Thomas Langkabel
National Technology Officer
Microsoft Deutschland