Kalt und windig war es am 15. und 16. Dezember 2005 vor den Toren des Hotels auf dem Petersberg im Siebengebirge. Von den ungemütlichen Wetterverhältnissen bekam drinnen allerdings kaum jemand etwas mit. Zumindest nicht die mehr als 40 Teilnehmer des 4. Deutschlandforum Verwaltungsmodernisierung. Sie alle waren der Einladung des vom Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) initiierten Innovators Club (IC) gefolgt, diskutierten angeregt über die Kernfrage „Wie stärken wir die Innovationskraft der Kommunen?“ und erarbeiteten gemeinsame Lösungsansätze. Bereits im Vorfeld hatte der IC seine Einschätzung zum Innovationspotenzial von Kommunen thesenartig formuliert: „Nahezu alle Kommunen beschäftigen sich mit dem Thema ,Innovation’ und machen seit Jahren wichtige Schritte zur Erneuerung von Strukturen und Arbeitsabläufen. Gleichwohl lässt sich aber feststellen, dass in der Praxis zwar zahlreiche und vielfältige Ansätze existieren, innovative Lösungen aber doch eher sektoral und nicht umfassend in Angriff genommen werden.“ Hochkarätige Referenten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft beleuchteten diese Problematik vor Ort aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Eröffnet wurde das Treffen von Dr. Gerd Landsberg, geschäftsführendes Präsidialmitglied des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. In seinem Grußwort verwies er unter anderem auf den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung, in dem deutlich Ansätze zur Stärkung von Städten und Gemeinden zu erkennen sind. Chancen, die laut Landsberg nicht ungenutzt bleiben sollten, will man in Deutschland erfolgreich Reformen durchführen und einen Aufschwung bewirken. Landsberg forderte außerdem innovative Konzepte, die zentralen Problemen wie Massenarbeitslosigkeit, Verschuldung des öffentlichen Haushaltes und einer schwerfälligen Bürokratie entgegenwirken. Hier setzte auch Hans Peter Lindlar, Regierungspräsident des Regierungsbezirks Köln, an. In seinem Impulsreferat informierte er über „Perspektiven der Verwaltungsmodernisierung – insbesondere im Verhältnis Land und Kommune“. Darin betonte er, dass die Stärkung der Kommunen hin zu mehr Selbstverwaltung ein wichtiges Ziel sei.
Innovation – ein vielschichtiger Begriff
Im Anschluss verfolgten die Teilnehmer eine Expertengespräch, das unter anderem verdeutlichte, dass der Begriff „Innovation“ an sich schon ausreichend Diskussionspotenzial birgt. Moderator Andreas Huber begrüßte auf dem Podium Dr. Christian Ege, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Saarlandes, Ernst Bürger, Referatsleiter im Bundesministerium des Innern, Dr. Dieter Rehfeld, Institut Arbeit und Technik in Gelsenkirchen, und Johannes Winkel, Ministerialdirigent im Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie diskutierten angeregt über zentrale Fragen wie „Wie gehen wir mit dem Begriff Innovation um, und welche Anforderungen haben wir an ihn?“ oder „Welches Interesse verbindet sich mit Innovation?“. Dr. Christian Ege vertrat dabei die Meinung, „Innovation ist, wenn Ideen Werte schaffen. Innovationen durch einzelne Produkte oder auch nur kleine Verbesserungen müssen uns mindestens einen Schritt voranbringen. Innovation entsteht durch Zufall, Vision, Bedarf, Wettbewerb, Freiraum oder durch Not. Aber eine Innovation ohne konkreten Bedarf bleibt einfach nur eine gute Idee.” Und für Dr. Dieter Rehfeld gibt es hinsichtlich Innovationen in der Praxis eine Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit: „Die Möglichkeiten der IT-Technologien in den Städten, gerade auch um Abläufe für Bürgerorientierung zu optimieren, werden bisher kaum wirklich genutzt“, erklärte er. Die in der Podiumsdiskussion aufgeworfenen Thesen und Forderungen bildeten dann auch die Basis der anschließenden Workshop-Arbeit, die wichtiger Bestandteil jedes IC-Treffens ist. Um eine konstruktive und effektive Vorgehensweise zu gewährleisten, erschien es sinnvoll, das Thema „Innovation“ dafür in Unterthemen aufzugliedern. So diskutierten die Teilnehmer am späteren Nachmittag intensiv in den Arbeitsgruppen „Innovationskultur/- orientierung“, „Prozessmanagement“ und „Kompetenzen“. Dabei wurden aktuelle Probleme thematisiert, Ideen gesammelt und neue Zielsetzungen formuliert.
Umgang mit Vernetzung und Komplexität
In großer Runde konnten sich die Teilnehmer des 4. Deutschlandforums Verwaltungsmodernisierung während des Treffens über zwei weitere Vorträge freuen. Den Abschluss des ersten Veranstaltungstages bildete das abendliche Kamingespräch. Frank Schomburg von der nextpractice GmbH aus Bremen begeisterte die Veranstaltungsteilnehmer dabei mit einer anschaulichen Multimedia-Präsentation zur Frage, warum Menschen Veränderungen so schwer fallen. Das Methoden- und Beratungsunternehmen nextpractice unter Leitung des international anerkannten Trainers und Beraters Prof. Dr. Peter Kruse ( s. a. S. 13) ist spezialisiert auf die strategische und praktische Begleitung von kulturellem Wandel und die Entwicklung von EDV-gestützten Consulting-Tools zum innovativen Umgang mit Komplexität und Vernetzung. Prof. Dr. Joachim Warschat, Institutsdirektor am Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart, läutete mit seinem Impulsreferat den darauf folgenden Tag ein. Er berichtete über „Innovationen zwischen Markt und Technologie“. Hierbei präsentierte er Perspektiven von Zukunftsmärkten, forderte eine Bündelung von Kräften sowie eine Beschleunigung von Innovationsprozessen. Außerdem stellte er die Initiative „Partner für Innovation“ vor.
Neue Konzepte auf den Weg bringen
Schwerpunkt des zweiten Veranstaltungstages war die Fortsetzung der Workshoparbeit. Die Teilnehmer konnten ihre Erkenntnisse vom Vortag in den Arbeitsgruppen „Bildung“ und „Interkommunale Zusammenarbeit“ weiter vertiefen. Die vielfältigen Lösungsansätze wurden gesammelt und im Nachhinein ausgewertet. Das übergeordnete Fazit des 4. Deutschlandforums Verwaltungsmodernisierung: Der Innovators Club wird noch gezielter daran arbeiten, bürgernahe Innovations- Konzepte für Städte und Gemeinden zu entwickeln und diese auf den Weg zu bringen.
4. Deutschlandforum