Modellprojekt „DocDirekt“: Baden-Württemberg setzt telemedizinisches Potenzial um
Mitte April 2018 wurde in Stuttgart und Tuttlingen in Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg das Modellprojekt „DocDirekt“ gestartet und umgesetzt. Das Angebot steht den Patient*innen unter der Woche von neun bis 19 Uhr telefonisch, per App oder online zur Verfügung, um unmittelbar Kontakt mit dem „DocDirekt“-Center der KV aufzunehmen. Wie gewohnt nimmt eine Medizinische Fachangestellte die Personalien und das Krankheitsbild des Behandelten auf und übermittelt diese an den/ die zugewiesene/n Facharzt/ärztin. Mit einem erstellten „Ticket“ kann der/die Arzt/Ärztin die Informationen über eine webbasierte Plattform abrufen. Nach einem telefonischen Gespräch mit dem/r Patient*in entscheidet der Behandler, ob eine telemedizinische Diagnose und Behandlung möglich ist. Schließt man dies aus, wird der/die Patient*in an eine dienstbereite Haus- oder Facharztpraxis weitergeleitet.
„Wir haben schnell gemerkt, dass „DocDirekt“ sowohl technisch als auch medizinisch funktioniert. Die Nutzerzahlen steigen stetig an und unsere Patienten sind mit dem Service sehr zufrieden“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KV, Johannes Fechner. Die 40 Teleärzte berichteten, dass sie die meisten Fälle per Video und Telefon abschließend klären könnten.
Anhand der positiven Resonanz gegenüber dem dargestellten Modellprojekt „DocDirekt“, sieht man, inwieweit digitale Technologien standardisierte Versorgungs- und Behandlungskonzepte ersetzen können. Die Antwort der KVBW auf Fragen gegenüber einer innovativen Umsetzung digitaler Maßnahmen in der Medizin, kann als Pionier für weitere Städte und Gemeinden gelten. Medizinisch unterversorgten Gebieten kann somit die Türe zu einer neuen Form der Behandlung geöffnet werden. Herausforderungen der Infrastruktur oder medizinischen Versorgungsengpässen wird damit entgegengewirkt. Dennoch befindet sich Deutschland noch am Anfang im Umgang mit technologischen Maßnahmen in der Medizin, und beim weiteren Ausbau müssen gleichzeitig die gesellschaftlichen Gegebenheiten berücksichtigt werden. Viele ältere Patient*innen sind noch nicht digital angebunden und können somit telemedizinische Behandlungsformen nur erschwert oder gar nicht wahrnehmen. Folglich sind Schulungen für Ärzt*innen und gleichermaßen Patient*innen unabdingbar im Umgang mit einer telemedizinischen Versorgung. Problemen bei der Offenlegung von vertraulichen Daten und Werten der Patient*innen müssen bei der Umsetzung der neuen Form medizinischer Behandlungen auch mitbedacht werden.