Auch nach zwanzig Jahren gesetzlicher Vorschriften zur Barrierefreiheit in der Informationstechnik ist die Umsetzung weiterhin lückenhaft. Insgesamt lassen sich die identifizierten Hürden in drei Kategorien aufteilen: das Wissen, die Priorisierung und geltende Regeln. Unklare Regeln, geringes Bewusstsein für die Bedeutung der Barrierefreiheit sowie rares Umsetzungswissen in den Behörden und Unternehmen sind nur ein kleiner Teil der organisationalen Hürden im Umgang mit diesem Thema in der digitalen Verwaltung.
Die nun veröffentlichte Kurzstudie trägt die Ergebnisse aus zwei Quellen zusammen: Erstens aus Veröffentlichungen zur digitalen Barrierefreiheit in der Verwaltung, aus Praxis und Wissenschaft sowie zweitens aus Interviews/ Gesprächen mit siebzehn deutschen Expert:innen, die Perspektiven von Behörden, Dienstleistern und Betroffenenvertretungen offenlegen.
Mögliche Maßnahmen zur Gestaltung einer barrierefreien digitalen Verwaltung fasst die Kurzstudie auf mehreren Seiten zusammen. Es geht primär darum, das Wissen und Kompetenzen zur Umsetzung von Barrierefreiheit auszubauen. Dies kann mittels verpflichtender Bildungsangebote und Ausbildungsinhalte gewährleistet werden oder durch spezielle Förderrichtlinien zur finanziellen Unterstützung von Barrierefreiheits-Fortbildungen. Des Weiteren ist es wichtig, ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen – dabei können Botschafter:innen-Netzwerke für Barrierefreiheit unterstützend wirken. In der Kurzstudie werden zudem zahlreiche weitere Maßnahmen zur besseren Umsetzung von Barrierefreiheit offengelegt.
Literatur und Expertengespräche zeigen, dass die Umsetzung digitaler Barrierefreiheit in den Verwaltungen oft niedrig priorisiert wird. Zum einen, weil das Bewusstsein und der persönliche Bezug zu dem Thema fehlen. Zum anderen aufgrund fehlenden Umsetzungswissens und unklarer und nicht standardisierter Vorgaben. Die Kurzstudie soll einen Überblick zu der bestehenden Herausforderung im Rahmen der Barrierefreiheit in der digitalen Verwaltung schaffen. Insbesondere Städte und Gemeinden sind mit der Problematik und der Umsetzung dieses Themenfeldes konfrontiert und es bedarf dafür eine einheitliche Lösung. Der interkommunale Austausch und eine hohe Priorisierung der Umsetzung digitaler Barrierefreiheit kann bereits einen Teil des Problems lösen.