Wo heute noch Daten analog ausgetauscht werden, wird zukünftig eine standardisierte, digitale Kommunikation möglich sein. Briefe oder Faxe gehören damit der Vergangenheit an, Datenträger werden nicht mehr von einem Arzt zum anderen getragen und Informationen werden nicht mehr mühsam händisch erfasst. Dadurch können unnötige Verzögerungen bei der Übertragung von Informationen, Medienbrüche, schlechte Lesbarkeit sowie Störungen beim Versand und auch die Gefahr von Fehlinformationen und Zeitverzug bei der notwendigen Behandlung vermieden werden. Im Vordergrund des Projektes steht die Kommunikation zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern. In vier konkreten Anwendungsfällen sollen Informationen digital ausgetauscht werden: Arztbriefe, Bilddaten (z.B. Radiologie), Medikamentenpläne sowie Überweisungen. Herzstück der Plattform ist ein zentraler Patienten- und Dokumenten-Index, der Adressinformationen (Metadaten) von vorhandenen Gesundheitsdaten speichert und bereithält, jedoch nicht die sensiblen Gesundheitsdaten selbst. Dieses Verfahren hat sich in anderen Ländern bereits etabliert.
Die Digitale Gesundheitsplattform OWL wird zuerst im Kreis und in der Stadt Paderborn aufgebaut. Somit profitieren im ersten Schritt über 300.000 Bürgerinnen und Bürger von dem Projekt. Durch den standardisierten technischen Ansatz ist die Lösung anschließend in andere Regionen, landes- und bundesweit, übertragbar. Die am Projekt beteiligten Partner behandeln aktuell jährlich über 80.000 Patienten stationär und über 200.000 Patienten ambulant. Projektpartner sind die fünf Krankenhäuser im Kreis Paderborn: das Brüderkrankenhaus St. Josef, das St. Johannisstift, das St. Vincenz Krankenhaus mit den Standorten in Paderborn und Salzkotten, die Karl-Hansen-Klinik in Bad Lippspringe und die LWL-Klinik Paderborn. Der Bereich der niedergelassenen Ärzte wird mit dem Praxisnetz Paderborn als weiterem Partner gebündelt.
Die Plattform ist ebenfalls in der Lage, flankierende Dienste, wie eine elektronische Patientenakte, die ab 2021 bundesweit umgesetzt werden soll, einzubinden. Perspektivisch kann die Austauschplattform von weiteren, an der Behandlung beteiligten Akteuren, genutzt werden, beispielsweise von Einrichtungen der Altenhilfe, Reha-Einrichtungen sowie von Apotheken.
Angeschoben wird das Leuchtturmprojekt durch das Land Nordrhein-Westfalen, das 4,8 Millionen Euro Fördergelder im Rahmen des Programms „Digitale Modellregionen“ für die Umsetzung bereitstellt. Die weiteren Kosten in Höhe von 1,6 Millionen Euro werden von den acht Projektpartnern aus Eigenmitteln getragen.
Weitere Informationen:
https://digitale-heimat-pb.de/projekte/digitale-gesundheitsplattform-owl/
Autorin
Ines Hoischen
Stadt Paderborn
Stabsstelle Digitalisierung