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Baupilot gewinnt Smart City Challenge


Stadt und Gemeinde digital: Herr Mantz, die BAUPILOT GmbH hat den „Best Practice Award“ für die Digitalisierung von Städten und Gemeinden im Rahmen der Smart City Challenge gewonnen. Welchen Mehrwert bietet die von Ihnen entwickelte Plattform den Kommunen bei der Verwaltung und Vermarktung von Bauland? 

Stephan Mantz: BAUPILOT.com wurde mit der Zielsetzung gegründet, den Kommunen eine bedarfsorientierte, maßgeschneiderte und anpassbare digitale Lösung zur Verwaltung und Vermarktung von Grundstücken für Privat & Gewerbe, Liegenschaften, Baulandentwicklung, Baulücken, Leerständen und kommunalen Immobilien zu bieten. 

Nach mehrjähriger Entwicklungszeit besteht heute ein Internetportal, welches nicht nur den Kommunen eine professionelle Web2.0 Anwendung bietet, sondern auch den verschiedensten Interessenten den Grunderwerb so einfach und transparent wie möglich macht. 

Mit unserem System können die örtlichen Verwaltungen sowohl rechtssichere Vergabeprozesse für Flächen an private Bauherren abbilden als auch Konzeptvergabeverfahren für Geschosswohnungsbau & Investorenmodelle umsetzen. 

Stadt und Gemeinde digital: Wie setzen sich die Tätigkeitsfelder der Baupilot GmbH zusammen und wie wird eine reibungslose Vergabe von Bauland in den Städten und Gemeinden über die Plattform gewährleistet? 

Mantz & Heinzler: Unsere Tätigkeitsfelder umfassen nahezu alles was eine Kommune mit dem Thema Grund und Boden zu tun hat. Dazu gehören nicht nur Baulandvermarkttung und Gewerbegebiete, sondern auch Immobilien, Liegenschaften oder beispielsweise Pachtflächen. Wir bringen hier Angebot und Nachfrage gezielt, effizient und strukturiert zusammen, so dass die Besitzer der Flächen in dem Fall die Kommunen die richtige Entscheidung treffen können. Dazu gehört das Sammeln von Interessensbekundungen in Form von Interessentenlisten, die Veröffentlichung des Angebots, die Einreichung der Bewerbungsunterlagen durch die Bewerber, die Prüfung der Unterlagen durch die Verwaltung und die anschließende Vergabe bzw. Zuteilung nach einem zuvor defnierten festgelegten Regelwerk. Dies ist ein klar definierter Verfahrensablauf, den wir durch unser System nicht nur für alle Beteiligten vereinfachen, sondern auch transparent und diskriminierungsfrei darstellen. 

Stadt und Gemeinde digital: Wie viele Kommunen setzen bereits das System vor Ort um? 

Mantz & Heinzler: Aktuell nutzen ca. 140 Städte und Gemeinden BAU-PILOT. Aufgrund der modularen Bauweise können wir unser System individuell an die jeweiligen Bedürfnisse einer kleinen Landgemeinde bis hin zur Großstadt mit mehreren hunderttausend Einwohnern anpassen. Dies bietet den Kommunen eine enorme Flexibilität in der Erfüllung ihrer Aufgaben. 

Stadt und Gemeinde digital: Anhand welcher Kriterien hat die Jury und die Initiatoren der Challenge Ihre Plattform zur Bauplatzvergabe prämiert? 

Mantz & Heinzler: Die Jury hat uns ausgelobt, weil wir bereits ein fertiges Produkt bzw. eine Dienstleistung vorzuweisen haben, die auch in Zukunft Bestand haben wird und dieses Thema für die Kommunen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Ebenso hat sich die Jury von der Produkttiefe beeindruckt gezeigt. Außerdem haben wir unsere zahlreichen Ideen, wie wir Kommunen bei der nachhaltigen Vergabe von Flächen und Grundstücken in den kommenden Jahren unterstützen können, mit ins Konzept einfließen lassen. 

Stadt und Gemeinde digital: Wie und wann ist die Idee zur Ausgestaltung der Plattorm gekommen? 

Mantz & Heinzler: Die Initialzündung für das heutige Tätigkeitsfeld kam 2011 bei einem Kongress des Innovators Clubs im Ulmer Rathaus. Zu dieser Zeit war ich noch Bauamtsleiter der Gemeinde Schemmerhofen und nahm dort am Arbeitskreis zum Thema Digitalisierung der Verwaltung teil. Dies hat mich so inspiriert, dass ich mich daraufhin mit der digitalen Vermarktung von Bauland aus der Sicht der Verwaltungen beschäftigt habe. Gleich zu Beginn meiner Überlegungen habe ich Herrn Mathias Heinzler mit einbezogen. Er war damals im Gemeinderat tätig und selbst auf der Suche nach Bauland. Von daher war dieser leicht für mein Vorhaben zu begeistern. So haben wir gemeinsam die ersten Konzepte erstellt aus denen heraus Baupilot.com entstanden ist. Hierbei hat Herr Heinzler die Sichtweise des Bauplatzinteressenten und ich die Sichtweise der Verwaltung eingenommen. Daraus ist ein Portal aus der Praxis für die Praxis entstanden. 

Stadt und Gemeinde digital: Wo haben Sie Defzite bei der Vermarktung und Vergabe von Baugrundstücken und Gewerbeflächen gesehen? 

Mantz & Heinzler: In der Anfangszeit gab es noch keine digitalen Systeme, um die kommunalen Angebote darstellen zu können. Damals wurden die Grundstücke noch über das Amtsblatt, die Tagespresse oder Bauzeitschriften vermarktet. Hierbei handelte es sich um sehr statische Verfahren. Denn alles was in den Printmedien veröffentlicht wurde, war im Normalfall bereits mit deren Veröffentlichung nicht mehr aktuell. Somit verfolgten wir mit der ersten Version von Baupilot.com das Ziel, kommunale Bauplatzangebote aktuell und mit allen relevanten Informationen rund um den Bauplatz auf einer kommunalen Internetplattform werbefrei darzustellen. Mit dem Anstieg der Kundenzahlen wurde der Wunsch nach einem automatisierten Bewerbungsprozess immer lauter. Daher haben wir in einer zweiten Version einen digitalen, workflowgesteuerten Bewerbungsprozess geschaffen. Die Entwicklung der letzten Jahre war geprägt durch die günstigen Zinsen und den sehr positiven wirtschaftlichen Aufschwung. Dies führte zu einer exponentiell steigenden Nachfrage. Wo früher noch für fast jeden Bewerber ein Grundstück zur Verfügung stand, kommen heute in manchen Regionen im Schnitt bis zu 100 Bewerber pro Bauplatz. Und das zum Teil in ländlichen Regionen. Diese exorbitante Nachfrage ist für eine Kommune ohne digitale Unterstützung aus unserer Sicht unmöglich zu bewältigen. Um das knappe Gut "Bauland" diskriminierungsfrei und nach sozialen und städtebaulichen Gesichtspunkten zuteilen zu können, erstellen Städte und Gemeinden zunehmend individuelle Bewerberkriterien. Dies erfordert aber von den Kommunen noch mehr Arbeit, denn die komplexen Bewerbungen müssen korrekt geprüft und ausgewertet werden. Mit der dritten Version von Baupilot. com bieten wir unseren Kommunen einen digitalen, automatisierten und transparenten Vergabeprozess der unter anderem die Rechtsprechungen des Europäischen Gerichtshofes und die der nationalen Gerichte berücksichtigen. Somit entlasten wir die Verwaltungen mit unserem System um mehr als 80 % und achten darüber hinaus immer auf die Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung DSGVO. 

Stadt und Gemeinde digital: Kann aus Ihrer Sicht mit der Hilfe der von Ihnen entwickelten Plattform auch dem Problem des kommunalen Leerstands entgegengewirkt werden? 

Mantz & Heinzler: Absolut. Wir haben bereits heute schon in Baupilot einen Leerstandsfinder der auf kommunaler Ebene operiert. Dies war ein Wunsch zahlreicher Kommunen die gezielt ihre Liegenschaften in einem eigenen Format vermarkten wollten fernab der bekannten Anbieter am Markt. Gerade aktuell hat das Thema wieder Fahrt aufgenommen, da einige Kunden mit dem sogenannten Ladensterben in den Innenstädten zunehmend Probleme haben. 

Stadt und Gemeinde digital: Wie wird sich die digitale Vermarktung von Bauland in den Kommunen in den nächsten zehn Jahren verändern? 

Mantz & Heinzler: Bauland ist ein knappes Gut, sowohl für Wohnraumsuchende als auch für Gewerbetreibende. Wir müssen mit den noch zur Verfügung stehenden Flächen nachhaltig wirtschaften. Die Bodenpolitik wird gerade von vielen Kommunen grundlegend überdacht. Dazu zählt vor allem der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum. Mittels individuell angepassten Interessensbekundungsverfahren werden die Kommunen von Morgen die konkreten Wünsche und Wohnformen der Bürger ableiten um somit einen Wandel von der Angebotsplanung hin zur Versorgung des konkreten Bedarfs herbeiführen. Des Weiteren verlangen die Bürger zunehmend bei Entscheidungen mitgenommen zu werden. Wenn neue Baugebiete oder Quartiere entstehen erwarten alle Beteiligte (Einheimische & Neubürger) informiert und gefragt zu werden. Ein einzelner nicht verstanden gefühlter Bürger kann Projekte über Jahre hinweg verzögern. Hier erarbeiten wir gerade eine Lösung wie dies in Form einer digitalen Bürgerbeteiligung erfolgen kann. Der Ansatz dabei ist die Stärkung der Integration von Bürgern, Politik, Verwaltung und Technologie. 

Stadt und Gemeinde digital: Und wie passen Sie Ihr Konzept auf die zukünftigen Veränderungen an? 

Mantz & Heinzler: Unsere Plattform ist im permanenten Anpassungsmodus. Täglich erreichen uns Anfragen und Problemstellungen von Bewerbern und Kommunen die unser System besser, effzienter und intelligenter machen. Die Maxime „Aus der Praxis für die Praxis“ hat sich absolut bewährt. Somit nehmen wir die Kundenbedürfnisse im Bereich des Sinnvollen auf und integrieren diese in Baupilot.com. Schlussendlich entwickeln unsere Kunden mit ihren Anforderungen und Problemstellungen unser System weiter, wofür wir uns mit einem immer besser werdenden System revanchieren. Alleine schon aus diesem Grunde behalten wir die kommunalen Entwicklungen immer im Fokus. 

Stadt und Gemeinde digital: Deutsch- land steht im Bereich der Verwaltungsdigitalisierung seit Jahren auf den hinteren Plätzen. Woran liegt das aus Ihrer Sicht? Wo müssen wir besser werden? 

Mantz & Heinzler: Es fehlt oftmals am Mut für die Digitalisierung. Von einem Prozess, der sich jahrelang im Rathaus für sinnvoll und richtig erwiesen hat, rückt man nicht so gerne und einfach ab. „Never change a runnig system“ heißt es in vielen Verwaltungen. Denn ein Digitalisieren von Verwaltungsdienstleistungen kann mit einem Scheitern verbunden sein. Davor fürchten sich viele. Hinzu kommt, dass die Bürger nicht immer das Vertrauen in die öffentliche Verwaltung haben was ihre Daten anbelangt. Das sieht in skandinavischen Ländern ganz anders aus. Dort haben laut Umfragen die Bürger die Einstellung, der Staat trägt dazu bei, deren Leben einfacher und besser zu machen und geben deshalb gerne ihre Daten heraus. Daher sollten wir hierzulande noch mehr daran arbeiten, dass die Bürger eine höhere Akzeptanz bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung haben. Dann fordern die Bürger zwangsläufig und vermehrt digitale Dienste vom Staat ein. 

Auch wir werden immer wieder nach der Akzeptanz von BAUPILOT bei den Usern gefragt. Dass die Bereitschaft für die Nutzung unseres Portals sehr hoch ist liegt unserer Meinung nach an der Usability. Wir haben von Anfang an strikt darauf geachtet Baupilot so aufzubauen, dass die Benutzung ähnlich ist wie beim Onlinebanking oder bei bekannten Shopping Portalen. Das schafft Vertrautheit und Akzeptanz.