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Automatisierung als Baustein der Verwaltung von morgen


In seiner Begrüßung der knapp 50 Teilnehmenden betonte Dominik Brasch, Bürgermeister der Kurstadt Bad Soden-Salmünster, dass das Thema KI insbesondere in der Verwaltung Chancen ungeahnter Größe biete, da man dort mit einer Vielzahl an Daten arbeite. Durch Digitalisierung ließen sich personelle Ressourcen gewinnen, die wiederum in anderen Bereichen genutzt werden könnten.
Alexander Handschuh, Beigeordneter und Sprecher des DStGB, führte tiefer in das Thema der (Verwaltungs-) Digitalisierung ein und betonte, dass sich Deutschland im internationalen Vergleich seit vielen Jahren in einer Art digitaler „Aufholjagd“ befinde. Dennoch sei es, unter anderem Aufgrund fehlender finanzieller Ressourcen, nicht einfach, das Zielbild einer digitalen Kommune zu erreichen, da gleichzeitig die Aufgaben und Herausforderungen für die kommunalen Verwaltungen stetig wachsen würden. Daher müsse klar sein, dass Digitalisierung kein Selbstzweck, sondern vielmehr die einzige Möglichkeit sei, um langfristig eine serviceorientierte und bürgerfreundliche Verwaltung garantieren zu können.

Einen längeren Impuls gab Martina Böhme, Abteilungsleiterin Konzeption & Koordination im hessischen Ministerium für Digitalisierung und Innovation. Sie betonte, dass das Land Hessen mit der Schaffung eines Digitalministeriums samt eigenem Haushalt bundesweit eine Vorreiterrolle einnehme. Unter dem Titel „KI made in Hessen – unsere Zukunftsagenda für Innovation und Verantwortung“ habe man eine Strategie zur Förderung künstlicher Intelligenz entwickelt, um Hessen gewissermaßen zum „Silicon Valley Europas“ zu entwickeln. Diese Zukunftsagenda definiere fünf zentrale Handlungsfelder: Demnach gelte es KI-Innovationen und Anwendungen zu fördern und die Forschung und Lehre im Bereich der KI zu intensivieren. Darüber hinaus müsse man den Blick auf die Bürgerinnen und Bürger lenken, um diese für das Thema zu begeistern und ihre Kompetenz im Umgang mit künstlicher Intelligenz zu stärken. Von zentraler Bedeutung sei zudem, KI in der „smarten“ Verwaltung zu integrieren und eine zuverlässige Recheninfrastruktur sicher zu stellen.

Anschließend präsentierte Böhme einige Projekte, die man bereits angestoßen habe, wie etwa das 2021 gegründete Zentrum für künstliche Intelligenz „hessian.AI“, ein Zusammenschluss der hessischen Hochschulen, um anwendungsorientierte Spitzenforschung zu betreiben. Zur Förderung der digitalen Souveränität von jungen Start-Ups habe man außerdem das „KI-Innovationslabor“ aufgebaut, bei dem diese Start-Ups Recheninfrastruktur buchen könnten. Um sich darüber hinaus auch mit ethischen Fragen im Rahmen der Digitalisierung zu befassen, habe man 2019 das Hochschulnetzwerk „Zevedi – Zentrum Verantwortungsbewusste Digitalisierung“ gegründet. Auch die Schaffung eines Bürgerwettbewerbs und einer Datenbank für KI-Projekte hob Böhme hervor.

Daran schloss sich der Impulsvortrag „Zeitenwandel im Public Sector: Die Digitale Transformation und Automation in der Verwaltung durch Digitale Beschleuniger schneller und einfacher umsetzen“ von Gerrit Knippschild, Senior Director Strategic Engagement der UiPath GmbH, an. Zunächst verwies Knippschild darauf, dass Digitalisierungsprojekte äußerst komplex seien, weswegen digitale Werkzeuge von großer Bedeutung seien, damit die Mitarbeitenden der kommunalen Verwaltungen Routineaufgaben nicht mehr selbst erledigen müssten, sondern ihre Zeit anderweitig einsetzen könnten. Es gelte, Digitalisierung nicht als Einmalprozess, sondern als Weg, den man einschlage und in dem die Prozesse ständig zu verbessern seien, zu sehen, um den Nutzen für die Mitarbeitenden, sowie die Bürgerinnen und Bürger kontinuierlich zu erhöhen. Dabei müsse man, wie auch Böhme zuvor betonte, den Menschen in den Mittelpunkt stellen und ihn in die Gestaltungsprozesse mit einbinden.

Die Vision von UiPath sei dabei stark mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz verknüpft: man wolle repetitive Aufgaben an digitale Roboter auslagern, damit der Mensch sich auf wertstiftende Aufgaben konzentrieren können. Ziel sei es, die Mitarbeitenden in den jeweiligen Verwaltungen in die Lage zu versetzen, diesen Robotern ohne große Programmierkenntnisse selbständig die Erledigung neuer Aufgaben beizubringen. Solch ein Roboter könne dann beispielsweise Daten aus einem System oder Dokument in ein anderes übertragen, wobei er im Vergleich zu einem menschlichen Mitarbeitenden diese Aufgabe deutlich schneller und auch zuverlässiger bewältige. Bei Unsicherheiten melde der Roboter das Problem selbstständig, sodass die Mitarbeitenden den Vorgang nochmals kontrollieren können. Im Rahmen der Beantragung des Deutschlandtickets sei ein solcher Roboter bereits in großem Stil erfolgreich eingesetzt worden, so Knippschild. Weiter betonte er, dass bei der Einführung dieser neuen Techniken stets klare Regeln formuliert werden müssten, anhand derer sich die Entscheidungen des Roboters kontrollieren und nachvollzieren ließen.

Anschließend stellte Danny Thieme, IT-Koordinator des Landkreises Stade, unter dem Titel „Medienbruchfreier Onlineantrag mittels Robotic Prozess Automation (RPA)“ ein Praxisbeispiel vor: Im Sommer 2022 sei der ursprüngliche Plan des Landkreises zur medienbruchfreien Digitalisierung des Beantragungsprozesses von Schülerfahrkarten gescheitert, da die dafür notwendige Schnittstelle nicht existierte. Um die Mitarbeitenden zu entlasten und das händische Übertragen von Daten zu vermeiden, habe man mit UiPath einen digitalen Roboter entwickelt, der die Daten wie ein Mitarbeitender selbstständig von einem System in das andere einfüge. Dies sorge dafür, dass sich die Mitarbeitenden auf ihre eigentliche Arbeit am Fachverfahren konzentrieren könnten. Zudem habe man gemeinsam mit dem Unternehmen ein Kompetenzzentrum geschaffen, um die Mitarbeitenden zu befähigen, dem Roboter zukünftig selbst Aufgaben übertragen zu können.

In der abschließenden Diskussions- und Fragerunde, bestehend aus Martina Böhme, Gerrit Knippschild, Danny Thieme sowie dem Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, Harald Semler, verwies dieser zunächst darauf, dass sich die „Angst vor dem Unbekannten“ meist lege, sobald die Technologie erst einmal da sei. Auch der Aussage, dass es bei diesem Thema von größter Bedeutung sei, die Menschen auf allen Ebenen abzuholen und mitzunehmen, stimmte das Podium geschlossen zu. Durch Erfolgsgeschichten ließe sich zudem die Bereitschaft für weitere Digitalisierungsschritte erhöhen, so Danny Thieme. Gerrit Knippschild betonte, dass jede noch so kleine Kommune von der Digitalisierung profitieren könne und es oftmals bereits standardisierte Lösungen gäbe, die durch minimale Anpassungen schnell und kostengünstig zu Verfügung stehen würden. Abschließend hielt das Podium gemeinsam fest, dass es vor allem „Verständnis, Pragmatismus und Vertrauen“ brauche, um die Digitalisierung und Automatisierung der Kommunen in Deutschland voranzubringen.